Die Körperwahrnehmung ist eine wichtige Ressource, die bei Dauerstress zunehmend verloren gehen kann. Hier zeigt sich einmal mehr, wie eng Körper und Geist zusammenhängen.
Die starke Verbindung zwischen Körper und Geist spiegelt auch unsere Sprache wider. Denken Sie an Redewendungen wie diese:
- Mir ist etwas auf den Magen geschlagen.
- Er trägt die ganze Last auf seinen Schultern.
- Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?
- Sie nimmt sich alles sehr zu Herzen.
- Ich habe Schmetterlinge im Bauch.
- Mir blieb das Herz stehen.
- Das Herz rutschte mir in die Hose.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen: Achtsamkeit beeinflusst die Verbindung zwischen Körper und Geist positiv. Hier einige Beispiele:
- Zunahme der Melatonin-Produktion nach Teilnahme an MBSR-Kurs
- Beschleunigter Heilungsprozess bei Schuppenflechte durch achtsamkeitsbasierte Audio-Anleitungen
- Stärkung des Immunsystems, Erhöhung der T-Lymphozyten
- Schnellere Erholung des vegetativen Nervensystems nach unangenehmen Reizen bei meditationserfahrenen Probanden
- Verringerung des Cortisolspiegels (Stresshormon) durch Achtsamkeitstraining
- Verbesserte stressbezogene physiologische Reaktionen wie Herzrate, Atemfrequenz und Hautleitfähigkeit
Auch strukturelle und funktionelle Veränderungen im Gehirn durch eine regelmäßige Meditationspraxis sind wissenschaftlich belegt.
Mit Blick auf den Einfluss der Achtsamkeitsmeditation auf das Körpergewahrsein zeigt die Neuroforschung eine Stärkung der Gehirnregion Insula. Diese steuert wichtige psychische Prozesse. Dazu zählen das Erkennen eigener Bedürfnisse, das Wahrnehmen von Gefühlen, das Erkennen von Stress-Frühwarnsymptomen und die Empathiefähigkeit. Wichtige Faktoren also für die psychische Gesundheit, die durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis ausgebildet und stabilisiert werden können!
Der Meditations- und Neuroforscher Ulrich Ott erklärt das genauer: „Im vorderen Inselcortex der rechten Gehirnhälfte laufen zahlreiche Informationen aus dem Körperinneren zusammen und bilden dort eine sogenannte Meta-Repräsentation des gefühlten Leibes. Diese Region ist bei einer Vielzahl von geistigen Prozessen aktiv und hat eine zentrale Bedeutung für unser Bewusstsein.“
Die Kraft der Gegenwart
Wer mit der lebendigen Erfahrung des gegenwärtigen Moments in Kontakt kommt, kann den ganzen Reichtum des Augenblicks erleben.
Ein hilfreicher Ansatzpunkt für die Meditation ist die Wahrnehmung des Atems. Das bewusste Beobachten des Atems bringt eine verbesserte Körperwahrnehmung mit sich. Wer atmet, lebt. Achtsamkeit verbindet Sie mit dem Atem und dieser verbindet Sie mit dem Gefühl von Lebensenergie.
Der Atem begleitet Sie vom ersten Atemzug, mit dem Sie Ihr Leben beginnen, bis zum letzten Atemzug, mit dem Sie es beenden. Dazwischen liegen unendlich viele Atemzüge. Einer davon findet gerade jetzt statt. Die Konzentration auf den Atem hilft Ihnen, Ihre Aufmerksamkeit für die Gegenwart zu erhöhen. Sie können so leichter in Ihrem Körper sein.
In einer Studie von 2010 mit mehreren tausend Probanden sollten diese mehrmals täglich notieren, was sie gerade taten, ob sie sich eher gut oder schlecht fühlten und vor allem, ob sie mit der Aufmerksamkeit bei ihrer Tätigkeit waren. Der Aufruf zum Notizenmachen erfolgte per Handyapp.
Die Forscher konnten so nachweisen: Das Wohlgefühl hängt nicht allein von der Art der Tätigkeit ab, sondern auch vom Grad der Aufmerksamkeit, wobei die Art der Tätigkeit nachrangig ist. Im Umkehrschluss bedeutet das: Je mehr Sie sich ablenken lassen, desto unwohler fühlen Sie sich.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit guten Freunden zusammen. Mit Ihren Gedanken sind Sie aber ganz woanders. Dann macht die Zeit mit Ihren Freunden Sie weniger glücklich als eine Arbeit, die Sie voll konzentriert verrichten!
Damit es Ihnen im Alltag gut geht, brauchen Sie also eine stabile Aufmerksamkeit. Sie müssen präsent sein.
Die Stärkung dieser Fähigkeit, die Sie mit den Vorschlägen aus diesem Online-Kurs fördern, ist der erste Schritt hin zu mehr Achtsamkeit.